Keine Jahresgebühren mehr für professionelle Gastgeber*innen und gleichzeitig Gebühren für klassische Wohnzimmerkonzerte mit Hutgage. Ob ich so weiter mit den Wohnzimmerkonzerten machen kann ist fraglich und ärgert mich.

Aber noch einmal von Anfang an. Wie du evtl. bereits weißt veranstalte ich seit einiger Zeit im privaten Rahmen unter dem Projektname Schleuse22 u. a. hin und wieder Wohnzimmerkonzerte bei mir zuhause. Was diese Wohnzimmerkonzerte genau sind erkläre ich in Folge SCH001 Wohnzimmerkonzerte meines Podcast.

Kontakte zu Künstler*innen entstehen hierfür entweder direkt, über Bekannte, durch Künstler*innen die schon mal bei mir waren oder eben ein Plattform im Internet. Diese Plattform nennt sich SofaConcerts.org, an vielen Stellen etwas wackelig (bin vom der Oberfläche nicht so wirklich angetan), aber sie erfüllt ihren Zweck. Künstler*innen und Gastgeber*innen präsentieren sich mit einem Profil und finden sich gegenseitig. So weit, so gut.

Bisher fielen hier nur für professionelle Gastgeber*innen (Restaurants, Geschäfte, Veranstaltungsräume, Firmen usw.) eine Jahresgebühr für das Profil an (für alle anderen nicht) bzw. falls Künstler*innen für spezielle Auftritte zu Geburtstagen, Hochzeiten usw. gebucht wurden eine Gebühr. Das macht für mich beides soweit Sinn. Denn natürlich müssen die entstehenden Kosten auch irgendwo wieder rein kommen. Um es klar zu sagen, ich bin nun auch niemand der meint es müsse alles kostenlos im Internet sein.

Das Gute war daher bisher, dass für das klassische Wohnzimmerkonzert mit Hutgage keine Gebühren anfielen. Die meisten Musiker*innen sind froh überhaupt ihre Tour über die Hutgage zu finanzieren und die Gastgeber*innen, wie ich, stecken in die Sache eh schon viel Arbeit und Herzblut rein.

Nun hat sich das Ganze aber umgekehrt und das in einer Art und Weise wo ich wirklich überlegen muss, ob ich mir das so überhaupt noch leisten kann bzw. auch möchte. Auf der einen Seite gibt es keine Jahresgebühr mehr für die professionellen Gastgeber*innen, die ja sogar durch die Künstler*innen direkt (Umsatz) oder indirekt (Werbung) einen Vorteil aus den Auftritten generieren. Auf der anderen Seite soll ich als einfacher nicht-kommerzieller Gastgeber 25,00 € Vermittlungsgebühr bezahlen (die professionellen Gastgeber*innen natürlich auch), die ich nicht mal bei Ausfall zurück erhalte. Uffff … Mein Staunen über diese krasse Änderungen war entsprechend groß. Gerade weil 25,00 € nicht unbedingt wenig sind.

Für mich konkret bedeutet das:

  • Ich habe Arbeit mit der Werbung und den ganzen Drumherum, um den Künstler*innen ein möglichst großes Publikum zu ermöglichen.
  • Ich habe Arbeit indem ich meine Wohnung für das Konzert entsprechend umräume (zusätzliche Sitzgelegenheiten, Möbel umstellen usw.).
  • Ich habe Arbeit indem ich die Künstler*innen beherberge, abhole vom Bahnhof usw.
  • Ich muss am Ende die Wohnung wieder um- und aufräumen sowie das stehen gebliebene Pfand wegbringen, was natürlich ein kleiner Pluspunkt ist, aber auch wieder Aufwand bedeutet.
  • Und ich darf nun auch noch 25,00 € Gebühren bezahlen, obwohl ich der bin der am wenigsten von dem ganzen Abend hat.

Für mich persönlich muss ich mir nun die Frage stellen, ob es unter diesen Voraussetzungen noch Sinn macht. Klar werde ich auch noch Künstler*innen auf anderen Wege finden, aber die Plattform war schon ganz praktisch. Und über Empfehlungen und Bekannte ist der Kreis irgendwo endlich und der Pool über die Plattform schon sehr groß.

Was mich aber besonders ärgert ist die Sache das die professionellen Gastgeber*innen nun keine zusätzliche Gebühr mehr zahlen. Natürlich mögen sich nun einige denken „ach 25,00 €, was ist das schon“. Für  mich ist das aber viel Geld und wenn durch diese Änderung Wohnzimmerkonzerte nur noch etwas ist für Leute die es sich leisten können, dann schlägt da SofaConcerts.org (aus meiner Sicht) den definitiv falschen Weg ein. Für mich war es bis hier eine mega soziale Angelegenheit. Niedrige Hürde, jede*r bringt sich selbst etwas günstiges zum Trinken/Essen mit, alle teilen miteinander, einige bringen sogar extra selbstgemachte Sachen für alle mit und am Ende wirft jede*r das was sie*er möchte, aber auch vor allem finanziell kann in den Hut.

Wie gesagt, dafür das versucht wird das Ganze zu refinanzieren habe ich volles Verständnis, aber definitiv nicht so. Aus meiner Sicht muss das Geld aus der Vermittlung außerhalb der Konzerte mit Hutgage generiert werden sowie von den professionellen Gastgeber*innen. Außerdem muss nun auch nicht aus jedem Projekt gleich die Reichtum spendende Selbständigkeit bzw. überhaupt eine Firma werden. Es geht anders, wenn es gewollt ist.

Ich werde die Tage mal SofaConcerts.org zu meiner Kritik befragen bzw. auf diesen Artikel hinweisen. Wenn ich eine Reaktion erhalte, gibt es dann nochmal ein Update zum Artikel. Ich bin gespannt.